Montag, 07. Oktober 2002
Schönster Altweibersommer. Noch einmal vergnügen sich die Menschen in T-Shirt und Sandalen in den Straßencafes und Biergärten. Bisher keine besonderen Vorkommnisse in der Innenstadt. Dann plötzlich um 10:47 Uhr kommt der Befehl von Aldi-Geschäftsführer Erich B.: "5 Paletten Lebkuchen und Spekulatius in den Eingangsbereich plazieren !". Von nun an überschlagen sich die Ereignisse. Zunächst reagiert Lidl-Geschäftsführer Martin O. eher halbherzig mit einem erweiterten Kerzensortiment und Marzipankartoffeln an der Kasse.
15:07 Uhr
Edeka-Marktleiter Wilhelm T. hat die Mittagspause genutzt und operiert nunmehr mit Lametta und Tannengrün in der Wurstauslage.
Die Filialen von Penny und Plus bekommen Kenntnis von der Offensive, können aber aufgrund von Lieferschwierigkeiten nicht gegenhalten und fordern ein Weihnachtsstillstandsabkommen bis zum 10. Oktober. Die Gespräche bleiben ohne Ergebnis ...
Dienstag, 08. Oktober 2002, 07:30 Uhr
Im Eingangsbereich von Karstadt bezieht überraschend ein Esel mit Rentierschlitten Stellung, während 2 Weihnachtsmänner vom studentischen Nikolausdienst vorbeihastende Schulkinder zu ihren Weihnachtswünschen verhören. Zeitgleich erstrahlt die Kaufhausfassade im gleißenden Schein von 260000 Elektrokerzen. Die geschockte Konkurrenz kann zunächst nur ohnmächtig zuschauen, immerhin haben jetzt auch Spar, Mini-Mal, Tengelmann und Lidl den Ernst der Lage erkannt.
Mittwoch, 09. Oktober 2002, 09:00 Uhr
Spar setzt Krippenfiguren ins Gemüse ...
09:12 Uhr
Lidl kontert mit massivem Einsatz von Rauschgoldengeln im Tiefkühlregal ...
10:05 Uhr
Bei Tengelmann verirren sich dutzende von Kunden in einem Wald von Weihnachtsbäumen ...
12:00 Uhr
Neue Dienstanweisung bei Mini-Mal. An der Käsetheke wird mit sofortiger Wirkung ein "Frohes Fest" gewünscht. Der Spar-Markt kündigt für den Nachmittag Vergeltungsmaßnahmen an ...
Donnerstag, 10. Oktober 2002, 07:00 Uhr
Karstadt schaufelt Kunstschnee in die Schaufenster ...
08:00 Uhr
In einer eilig einberufenen Krisenversammlung fordert der aufgebrachte Penny-Geschäftsführer Walter T. von seinen Mitarbeitern lautstark: "Weihnachten bis zum Äußersten" und verfügt den pausenlosen Einsatz der von der Konkurrenz gefürchteten CD "Weihnachten mit Heino" über Deckenlautsprecher. Der Nachmittag bleibt ansonsten ruhig ...
Freitag, 11. Oktober 2002, 08:00 Uhr
Anwohner der Ladenstraße versuchen mit Hilfe einer einstweiligen Verfügung die nun auch vom Spar-Markt angedrohte Musikoffensive "Heilig Abend mit den Flippers" zu stoppen.
09:14 Uhr
Ein Aldi-Sattelschlepper mit Pfeffernüssen rammt den Posaunenchor "Adventiat", der gerade vor Karstadt zum großen Weihnachtsovatorium ansetzen wollte.
09:30 Uhr
Aldi dementiert. Es habe sich bei der Ladung nicht um Pfeffernüsse, sondern um Christbaumkugeln gehandelt.
Samstag, 12. Oktober 2002
Die Fronten verhärten sich. Die Strategien werden zunehmend aggressiver.
10:37 Uhr
Auf einem Polizeirevier meldet sich die Diabetikerin Anna K. und gibt zu Protokoll, sie sei soeben auf dem Mini-Mal-Parkplatz zum Verzehr von Glühwein und Christstollen gezwungen worden. Die Beamten sind ratlos.
12:00 Uhr
Seit gut einer halben Stunde beschießen Karstadt, Edeka und Mini-Mal die Fußgängerzone mit Schneekanonen. Das Ordnungsamt mahnt die Räum- und Streupflicht an. Umsonst ...
14:30 Uhr
Teile der Innenstadt sind unpassierbar. Eine Hubschrauberstaffel des Bundesgrenzschutzes beginnt mit der Bergung von Menschen. Menschen wie du und ich, die nur mal in der schönen Herbstsonne bummeln wollten.